Page 24 - Galerie Ewald Schrade - Dokumentation des Auftakts der Jubiläumsausstellung am 18.09.2021
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18 KUNSTZEITUNG August/September 2021
Der Leidenschaftliche
Karlheinz Schmid über Ewald Karl Schrade
in verrückter Kerl, ein unbe- verwirklicht worden. Zu den Bildhau-
lehrbarer Spinner gar, so dach- ern, für die er sich engagiert, gehören
E ten meine Frau und ich, halb Dietrich Klinge, Herbert Mehler, Ro-
amüsiert, halb irritiert, als er uns bert Schad, Reiner Seliger und Jörg
Anfang des Jahrtausends in Berlin Wiele, zu den Malern so unterschied-
besuchte. Als Berater wollte er uns liche wie Christopher Lehmpfuhl und
einbinden, und wir reagierten ad hoc Antonio Marra. Treu begleitet er den
ebenso besorgt wie abwehrend. Denn Ewald Karl Schrade Foto: Messe Karlsruhe/Jürgen Rösner Aktionskünstler HA Schult, und auch
Ewald Karl Schrade, der nun am 18. für weniger prominente Malerinnen
September seinen 80. Geburtstag be- setzt er sich ein. Ewald Karl Schrade
gehen kann, plante tatsächlich, im vertritt das Werk von Eleonore Frey-
deutschen Südwesten einen weiteren Hanken, gestorben 1975, und die Bil-
Kunstmarkt zu etablieren. sein 50. Galerie-Jubiläum feiern kann, betreiben – auf sage und schreibe 2 800 ausüben konnte. Vom Handwerk zur der von Romane Holderried Kaesdorf,
Dabei gab es damals nicht nur die in Karlsruhe an – und spürte zunächst Quadratmetern Ausstellungsfläche. Kunst: Ewald Karl Schrade, der Kämp- gestorben 2007.
Art Basel und die Art Cologne, die selbst vor Ort manchen Widerstand. Dort kann er seiner Liebe zur Skulptur fer, schulte um und kam über eine Zugegeben: Mehr Kunsthandel
traditionsreichen Plattformen für den Denn die Kollegen, insbesondere die auch im Außenbereich frönen, dort Zwischenstation im Bereich Banken als Programmgalerie. Aber einer
Handel mit Klassischer Moderne und Platzhirsche, die weltweit unterwegs kann er mehrere Einzelausstellungen und Versicherungen zum Geschäft mit wie Ewald Karl Schrade, authentisch,
Gegenwartskunst, sondern auch noch sind, mochten sich nicht vorstellen, der Malerei gleichzeitig zeigen. Ein der Kunst. glaubwürdig und seriös, kann sich die-
die beiden inzwischen eingestellten dass quasi vor ihrer gastfreundliches Refugi- Dass er sich nicht unterkriegen ses kunterbunte Angebot leisten. Man
Events, nämlich die Art Frankfurt und Haustür eine Veranstal- um, wo sich Natur und lässt und sich mit Vehemenz für seine nimmt es ihm ab. Denn völlig egal, ob
das Art Forum in Berlin. Wie sollte tung stattfinden sollte, Der Galerist Kultur aufs Schlüssigste Interessen einsetzt, war uns freilich man ihn auf HAP Grieshaber, Erich
da, rein wirtschaftlich betrachtet, eine die auf Augenhöhe im als Messekurator, vermählen. von Anfang an klar. Als wir zum Be- Hauser oder Heimrad Prem anspricht,
echte Chance bestehen, die von ihm Kreis der Mitbewerber regional verbunden, Egal, ob man Schrade ginn der Zusammenarbeit, 2003, sein stets leuchten seine Augen unverzüg-
konzipierte und mit der Messe Karls- in Berlin, Frankfurt und auf Mochental, in seiner Galerie-Programm genau studierten, lich und eine Fülle lebendig referierter,
ruhe vereinbarte art KARLSRUHE Köln agiert. aber auch Karlsruher Dependance fiel uns auf, dass er zwar eine leichte erhellender Anekdoten kommuniziert,
zum Erfolg zu führen? Vielleicht war die weltweit vernetzt. oder eben auf der art Vorliebe fürs Figurative in der Kunst dass dieser Galerist so nah an den
Gabriele Lindinger und ich re- lokale Verhaltenheit der KARLSRUHE trifft: Der zu haben schien, doch es gab auch Künstlern dran war und ist, wie es nur
agierten überaus skeptisch, aber die badischen Szene aber Vater von drei ebenfalls völlig andere Positionen, bis hin zur wenigen in der Branche über so viele
sympathische Art und die Besessen- auch nur auf darauf zurückzufüh- in der Kultur-Branche tätigen Söhnen, Konkreten Kunst. Ein breites Spek- Jahrzehnte möglich ist. Diese Intim-
heit im Vortrag des Galeristen waren ren, dass Ewald Karl Schrade, damals zudem der Lebensgefährte der Male- trum, genährt aus den persönlichen Kenntnisse sind es schließlich auch, so
es wohl, die uns schließlich bewogen, noch ohne eigene Galerie-Räume in rin Susanne Zuehlke, wirkt entspannt, Begegnungen mit den Künstlern. denken wir, seine Flankenschützer, die
an Schrades Seite von Anfang an Karlsruhe, seit Mitte der Achtziger als in sich ruhend, als sei er dank der Nach Schrades Angaben war Georg Schrade in seiner Rolle als Messe-Ku-
für diese 2004 gegründete Messe zu Schlossherr beneidet wurde. Denn er, Kunst bestens geerdet. Konflikte löst Meistermann, 1990 gestorben, „eine rator in Karlsruhe derart erfolgreich
trommeln. Frei von jeglichem elitären der leidenschaftliche Künstler- und er gewissermaßen mit links, zumal er Schlüsselfigur in meinem Galeristen- sein lassen. Messeleitung und Aus-
Gehabe, der Region verbunden und Kunstfreund, kann seine 1971 in als 19-Jähriger bei einem Motorrad- Leben“. Aber auch mit dem zehn Jahre steller wissen, dass er, der Doyen unter
doch international orientiert, so trat Reutlingen eröffnete Galerie nach wie Unfall die rechte Hand verlor und den später verstorbenen Walter Stöhrer den aktiven Vermittlern, in der Kunst
der Mann, der in diesem Jahr bereits vor im barocken Schloss Mochental erlernten Beruf als Modellbauer nicht sind „viele gemeinsame Projekte“ und für die Kunst lebt.
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