Page 168 - 40 Jahre Galerie Ewald Schrade - Von der Freude mit der Kunst zu leben
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Wilhelm Schnarrenberger









                          Das aus einer Schweizer Privatsammlung kommende
                         Stilleben „Im Badezimmer“ ist eines der Bilder aus der
                              Ausstellung „Das Stilleben in der Kunst des 20.
                          Jahrhunderts“ im August 1980. Dies war die teuerste
                           Ausstellung, die ich je gemacht habe. Sie konnte in
                            dieser Qualität nur realisiert werden, weil ich von
                      meinem Baseler Kollegen Ernst Beyeler großartige Werke
                          internationaler Künstler zur Verfügung gestellt bekam.
                          Von ihm waren die Ölgemälde von Max Beckmann,
                        Georges Braque, Pablo Picasso, und Georges Rouault,
                        aus einer Schweizer Privatsammlung unter anderem Öl-
                          gemälde von Marc Chagall und Vincent van Gogh.
                         Zusammen mit vielen weiteren Kunstwerken berühmter
                          Künstler wie Otto Dix, Erich Heckel, Karl Hofer, Paul
                            Kleinschmidt, Kurt Levy, Wilhelm Schnarrenberger,   1892 in Buchen im Odenwald geboren
                       Gabriele Münter, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Mansen und
                       Shmuel Shapiro ergab das eine einzigartige Ausstellung.   1911–1915 Königliche Kunstgewerbeschule München;
                        Da der Wert dieser Ausstellung für die Versicherung zu   paralleles Studium der Architektur
                       hoch war, bestand sie darauf, dass die acht wertvollsten   ab 1913 Schüler des Gebrauchsgrafikers Fritz Helmuth
                          Bilder bis zur Ausstellungseröffnung im Banksafe der   Ehmcke und ein Freund von Karl Rössing
                       Sparkasse Kißlegg aufbewahrt werden mussten. Die mit   1918 Dienst im Ersten Weltkrieg
                       der Ausstellungseröffnung und den Texten für die August-  1919 für die Zeitschrift Der Weg und ab 1920 für die
                       Ausgabe der Schloßhofgalerie-Zeitung beauftragte Kunst-  Zeitschriften Wieland und Simplicissimus tätig
                         historikerin Dr. Barbara Lipps-Kant musste deshalb drei   1921–1933 unterrichtete Schnarrenberger an der
                       Tage im Keller der Sparkasse zubringen. Auch nach der   Badischen Landeskunstschule
                        Eröffnung der Ausstellung, mussten die Bilder noch zwei   1924 Gründungsmitglied der ORNA-Werkstätten für
                              Wochen lang bis zur Fertigstellung der von der   Werbung und Innendekoration; unter den National-
                         Versicherung akzeptierten Alarmanlage jeden Abend   sozialisten war seine Kunst verpönt und wurde 1937 als
                             nach Galerieschließung wieder in den Banksafe   entartet gebrandmarkt und verboten, nachdem er bereits
                          getragen werden. Wilhelm Schnarrenbergers Werke   seit 1933 nicht mehr unterrichten durfte
                           hatte ich zuvor, bereits im Dezember 1976, in einer   1933 Berlin, als freischaffender Gebrauchsgrafiker
                        Einzelausstellung präsentiert. Diese Ausstellung eröffnete   1938 Umzug nach Lenzkirch im Schwarzwald
                        die ehemalige Schnarrenberg-Schülerin Anna Mansen.   ab 1947 Professor an die Staatlichen Akademie der
                        Die Ausstellung hatte ich mit Michaela Schnarrenberger   Bildenden Künste Karlsruhe
                           zusammen gestellt, die den Nachlass ihres Mannes   1962 Hans-Thoma-Staatspreis
                            betreute. Weitere Ausstellungen und Ausstellungs-
                      beteiligungen folgten an meinen diversen Wirkungsstätten.  1966 in Karlsruhe verstorben





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