Wir präsentieren: Hans Kuhn - "Im Licht des Südens". Eröffnung der Ausstellung: Sonntag, 29. Mai 2011, 11.00 Uhr. Es spricht: Comm. Joachim Burmeister, Bregenz. 1972 bis 2006 Direktor der Villa Romana, Florenz.
Unsere Ausstellung, die 60 Jahre künstlerischen Schaffens umspannt, zeigt unter anderem, wie präsent und brisant die Themen, Inhalte und Gestaltungsfragen des gegenständlichen Frühwerks für Hans Kuhn sind und bleiben, die sogar im späten abstrakten Werk nachhallen. Denn in Kuhns Bildwelt, die mit dem Beginn der fünfziger Jahre abstrakter wird, erscheinen immer wieder gleiche Formen, Fragmente des Gegenständlichen: Tore, Boote, Zelte, Meere, Berge, Bäume. Und immer wieder ist es auch die teils zarte, empfindsame, teils stark leuchtende Farbigkeit, die an südliche Erlebnisse erinnert. An Eindrücke, die Kuhn bei seinen vielen Aufenthalten am Mittelmeer empfing. Auf Capri, Ischia, in Positano, auf Sizilien, Fuerteventura und Ibiza. Allerdings ist ihm dabei die mediterrane Landschaft so Klaus Wittkamp „der Ort, an dem der Künstler als ‚Besessener’ arbeiten kann“. Sie versetzt ihn in einen “Zustand, der ‚Außer-sich-Sein’ und ‚Bei-sichselbst-Sein’ in zugespitzter Form vereint. Es ist der Ort der Eingebung, des Ursprungs künstlerischer Schöpfung; die Stimmlage dort ist selten heiter, oftmals elegisch; die Formen, die dort entstehen, sind immer erkämpft“. In kontinuierlicher Entwicklung ist die Auseinandersetzung mit dem Licht des Südens und der mediterranen Landschaft bis hin zum Spätwerk Thema Kuhns Malerei. In diesem Kontext ist ein Rückblick auf seine Ausbildung erhellend: Hans Kuhn war, nach anfänglichem Studium der Kunstgeschichte in München und Berlin Schüler von Ludwig Meidner und besuchte die Kunstakademie in Berlin. In Paris – und das ist entscheidend, unterrichtete ihn Roger Bissière. Fritz Baumgart schreibt dazu: „Von Meidner konnte er viel über das graphische Handwerk erfahren, von Bissière, der damals, Mitte der zwanziger Jahre unter dem Einfluss von Braque stand, viel von der Malerei.“ Bissières Schlüsselwort sei „Iumière“ gewesen, das dieser als in die farbige Fläche eingehendes Licht verstand, so dass die Farbe unabhängig von einer von außen erfolgenden Bestrahlung Lichtqualitäten aus sich entwickelt. Beides, das Graphische und die lichterhellte Farbe spielen bei Hans Kuhn, eine substantielle Rolle. Nach dem Krieg (1947) wurde Hans Kuhn von Carl Hofer an die Hochschule für bildende Künste Berlin berufen, leitete dort die Klasse für Wandmalerei und übernahm damit eine Aufgabe, die, so Fritz Baumgart, ihren Niederschlag in seinen Bildern fand: In freskoartigem Farbauftrag und in der ihm eigenen Art „die Bildfläche dicht zu verweben“. Die das Bild überspannenden Linien ergeben ein sensibles Geflecht, graphisch und malerisch zugleich, das die Farbflächen überspielt und sie kontrapunktisch steigert. Signifikant für Hans Kuhns Kunst ist sein Umgang mit dem Material, gleich ob man von Aquarellen, Gouachen, geschliffenen Lackbildern oder großformatigen Spachtel-Bilder spricht. Es bezeichnet nicht nur, es ist zeichenhaft. Sand, Öl, Pigment oder Wasserfarbe werden in einen das Bild konstituierenden Prozess eingebunden.